Corpora Amorpha
„Wir wissen wenig voneinander. Wir sind Dickhäuter, wir strecken die Hände nacheinander aus, aber es ist vergebliche Mühe, wir reiben nur das grobe Leder aneinander ab, – wir sind sehr einsam.“
(Georg Büchner, Dantons Tod)
Corpora amorpha lässt sich nicht kontrollieren, zerfließt, will berühren und sucht nach dem Singulären im Kollektiven.
An der Schnittstelle von Tanz, Poesie und Wissenschaft stellt sich die Frage, wie sich Berührungen körperlich einschreiben und wo sich die Spuren wiederfinden. Bis nach und nach die Grenzen zwischen sinnlich erlebbarer Körperlichkeit und gesellschaftlichen Rahmenbedingung verschwommen sein werden. Oder die Worthüllen auf unseren Oberarmen flirren.
Im Zentrum von Corpora Amorpha steht die Frage, wie man taktiles Erleben weitergeben und übertragen kann und sich so ein kollektiver Erfahrungsraum schaffen lässt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Sounds und Geräuschen, die Haut auf Haut entstehen können.
Unter dem Blickwinkel der Übertragung und Affizierung innerhalb von kollektiven Strukturen möchte diese Arbeit neben Bewegung & Dynamik vor allem den Moment der Berührung mit einbeziehen. Dabei wird Berührung sowohl als physisch erlebbares, sensorisches Ereignis als auch als im Sinne von Jean Luc Nancy als grundlegende Form der Interaktion von uns mit der Welt gesehen (vgl. „Berühren, Jean-Luc Nancy“ von Jacques Derrida).
Die Haut als Informationsträger, Schutzmantel und Sensorium zieht sich dabei als Band durch und verbindet bzw. trennt die fünf PerformerInnen voneinander. Eng verwobene Text- oder Sound-Teppiche bilden dabei eine Spielfläche für Improvisation mit Körper und Bewegung.
Concept & Choreography & Text: Anna Hubner
Ideas & Performance: Janis Jirotka, Paula Jütting, Anna Hubner, Yolanda Morales & Verena Steiner
Entwickelt wurde die Produktion im Rahmen von:
SCHÖNE AUSSICHTEN. Künstlerische Abschlussarbeiten, Performance Studies Universität Hamburg 2017, Kampnagel: 22.– 25. Juni 2017
Fotos: Georg Oberweger